„Eine gute Vermarktung würde den Bioanbau voranbringen“

28. Mai 2022 0 Von Klimabuendnis

so Alisa Barth von der Ökomodellregion-Süd als Gast beim Klimabündnis Bergstraße.

Mit einer guten Vermarktungsaussicht würde sich mancher Bauer oder manche Bäuerin für eine Umstellung auf Öko gewinnen lassen. Und in bestimmten Bereichen ist auch noch eine passende Weiterverarbeitung nötig. Zum Beispiel, dass Bio-Milch auch in einer Bio-Molkerei und -Käserei weiterverarbeitet wird. Oder dass Kartoffeln und Gemüse so weiterverarbeitet werden, dass Caterer die Produkte handelsüblich verwenden und das daraus zubereitete Essen an Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas und Schulen ausliefern können. Oder dass es Betriebe gibt, die Tierhälften zerlegen und das Ökofleisch ebenfalls an Caterer oder Restaurants liefern können. Es gibt den Kreis Groß-Gerau – bisher noch nicht der Kreis Bergstraße -, der sich zum Ziel gesetzt hat, den Öko-Anteil bei der Gemeinschaftsverpflegung auf 80% zu erhöhen. Damit all das möglich wird: Das gehört zu den Aufgaben der MitarbeiterInnen der Ökomodellregionen. Alisa Barth ist seit Anfang 2021 dabei. Ihr Arbeitsplatz ist die Kreisverwaltung in Heppenheim, nachdem auch der Kreis Bergstraße Teil der Ökomodellregion-Süd geworden ist. Bei den Ökomodellregionen handelt es sich um ein Programm des Landes Hessen, das damit den Anteil des Öko-Landbaus bis 2025 auf 25% erhöhen will. Zurzeit liegt er bei 13%, die 25% sind somit ein – wie man heute sagt – sehr „ambitioniertes“ Ziel.

Alisa Barth war zu einem virtuellen Treffen des Klimabündnis Bergstraße eingeladen, wo sie über die Ökomodellregion-Süd und deren Aufgaben berichtete und bei der anschließenden lebhaften Diskussion viele Fragen beantwortete.

Sie berichtete, dass hier in der Rheinebene wegen der doch recht lukrativen Sonderkulturen für Spargel und Erdbeeren sich die Bereitschaft zu einer Umstellung auf ökologischen Landbau schwieriger gestaltet. Demgegenüber bietet der Odenwald, durch seine Grünlandflächen und die kleineren Betriebe mehr Potential für eine Umstellung.  Dort steht entsprechend der gegebenen Landschaft die Viehzucht mehr im Vordergrund. Sie glaubt jedoch durchaus, dass es im Raum Bensheim, Heppenheim, Lorsch eine Chance gebe, wenn sich dort eine Landwirtin für Gemüseanbau ansiedelt und ihre Produkte etwa mit Gemüsekisten oder im Rahmen einer solidarischen Landwirtschaft anbietet. Bisher hat sie leider noch von niemanden gehört, die dafür Interesse hat. Vielleicht wäre es auch eine Möglichkeit, so klang das in der Diskussion an, dass auch Kommunen sich darauf festlegen, ihre landwirtschaftlichen Flächen bevorzugt an ökologisch wirtschaftende Bauern zu verpachten, wie es die evangelische Kirche schon macht.

Alisa Barth und ihre KollegInnen sehen klar ihre Aufgabe darin, die Ökolandwirtschaft zu fördern. Es gab auch die Frage, wie sie Betriebe sieht, die ihre Wirtschaftsweise

auch ökologischer gestalten, etwa unter dem Begriff „regenerative“ oder „aufbauende“ Landwirtschaft, die aber aus den verschiedensten Gründen sich nicht biozertifizieren lassen. Darauf antwortete sie, dass so etwas lobenswert sei. Weil diese Betriebe aber keiner entsprechenden Zertifizierung und Kontrolle unterliegen, ist es schwierig zu sagen, wie nahe diese Betriebe wirklich an der ökologischen Wirtschaftsweise sind. Aus diesem Grund nehmen sie nur Betriebe auf ihrer Webseite (https://www.oekomodellregionen-hessen.de/region/sued oder https://suedhessen-isst-bio.de/) auf, die ihre ökologische Bewirtschaftung mit einem Zertifikat nachweisen können. Auf Nachfrage äußerte sie auch, dass sie keine internen Fehlanreize hin zu lascherer Kontrolle sieht. Vielmehr ist nach ihrer Erfahrung die Kontrolle der Ökobetriebe eher strenger geworden.

Auf eine Frage, wie das Interesse nach Agri-PV bei den Biolandwirten in der Region ist, meinte sie, da sehe sie noch kein klares Interesse, eher ein langsames Herantasten. Unter Agri-PV versteht man, dass die PV-Anlagen so hoch oder in größerem Abstand senkrecht angebracht werden, dass nur ein kleiner Bruchteil der Fläche dafür verbraucht wird und somit landwirtschaftliche Nutzung und Energiegewinnung auf ein und derselben Fläche praktiziert werden kann.

Die Diskussion wurde beendet mit dem deutlichen Wunsch, dass die Arbeit der Ökomodellregion erfolgreich verläuft und dass die Öffentlichkeit auch von Zwischenergebnissen möglichst noch mehr erfährt.